Am 10. und 11. Oktober fand das letzte Pflegewochenende der Regionalgruppe Dresden in diesem Jahr statt. Dazu trafen sich 12 Aktive aus Dresden und dem Erzgebirge um die seltenen und wertvollen Lebensräume in zwei alten Kalksteinbrüchen zu entbuschen und zu mähen. Viele besonders seltene oder sogar vom Aussterben bedrohte Arten sind auf diese Lebensräume angewiesen und das Zuwachsen würde diese Pflanzen in Sachsen verschwinden lassen.
Am Samstagvormittag kamen wir im ehemaligen Kalksteinbruch von Hammerunterwiesenthal an und legten dort direkt mit Hacken, Sensen und Sägen los.
Diese von uns betreute Pflegefläche ist einer der extrem seltenen und größten Kalkpionierrasen Sachsens und wurde in diesem Jahr bereits während des NatUrsprung-Camps gepflegt. An diesem Tag standen einige Nacharbeiten an, um den Zustand auch nachhaltig sichern zu können.
Es handelt sich um eine offene Fläche, welche nicht komplett mit Gräsern bewachsen ist und somit Lebensraum für konkurrenzschwache Arten, welche auf den offenen Boden angewiesen sind, bietet.
In dem Kalksteinbruch wachsen Pflanzen wie der Mondrautenfarn, die Natternzunge und das Katzenpfötchen. Manche Flechte und Moose haben hier sogar ihr einziges sächsisches Vorkommen. Außerdem konnte in diesem Jahr dort auch ein Vorkommen der seltenen Kreuzotter nachgewiesen werden.
Die wie gewohnt bunt gemischte Gruppe hat trotz eines kurzen Schauers viel erreicht und die Fläche in einem guten Zustand in den Winter verabschiedet. Im nächsten Jahr muss geschaut werden, inwiefern die Maßnahmen Früchte trugen und wie sich die Bestände der seltenen Arten entwickeln werden.
Nach getaner Arbeit verbrachten wir die Nacht in der Grünen Schule Grenzenlos, wo wir herzlich empfangen wurden. Diese Einrichtung in Zethau bietet ein breit gefächertes Umweltbildungsangebot für Schulklassen an und engagiert sich stark im lokalen Naturschutz. Im hauseigenen Kino wurde den Aktiven des BUND Dresden auch vom legendären Heerwurm berichtet, einem sagenhaften Wesen, welchem durch den Volksmund einige unglaubliche Eigenschaften zugeschrieben werden. Der wundersame Riesenwurm entpuppte sich bei genauer Betrachtung der Naturschützer*innen der Grünen Schule Grenzenlos nämlich nicht als Relikt der Urzeit, sondern als Prozession tausender Trauermückenlarven. Ein einzigartiger Anblick ist dies aber allemal.
Der Sonntag wurde im Kalkwerk bei Lengefeld, im ehemaligen Kalksteinbruch verbracht. Hier wurde noch bis 2015 Kalk abgebaut und die eindrucksvolle, von Stollen, Höhlen und Einbrüchen durchzogene, Landschaft bietet einen wichtigen Lebensraum für seltene Orchideen- und Fledermausarten. Leider fühlen sich auch Gehölze wie Birken, Pappeln und Brombeeren hier zunehmend wohl und bedrohen den Fortbestand der nahezu einmaligen Fläche. Deshalb pflegen wir die gerade mal 1200 m² große Fläche seit 2019.
Auf dem Gelände wird heute das Museum Kalkwerk Lengefeld betrieben, das über die Geschichte des Abbaus vor Ort unterrichtet und Einblicke in eine faszinierende Vergangenheit gibt.
Das Wetter blieb stabil und die Aktiven verbrachten einen wunderschönen Herbstsonntag in eindrucksvoller Lage, im Einsatz für Natur und Umwelt.
Auch wenn der BUND sich sehr für einen nachhaltig bewirtschafteten und artenreichen Wald einsetzt, gibt es Flächen, die durch ihren Offenlandcharakter Lebensraum für seltenste Arten bieten. Ein Zuwachsen der Fläche würde einen wertvollen Lebensraum für Golddistel, Sumpfherzblatt und Schildfarn verschwinden lassen.
Auch hier wurde wie gewohnt mit Spitzhacke, Sense und Gartenschere und mit vollem Einsatz viel Arbeit geleistet. Am Nachmittag, nach getaner Arbeit, verabschiedeten sich die Aktiven von der malerischen Kulisse und es ging müde aber mit dem Gewissen viel erreicht zu haben zurück nach Dresden.
Wir bedanken uns bei allen Aktiven aus dem Erzgebirge und aus Dresden und freuen uns mit euch auch im Jahr 2021 wieder allerhand Gutes für die Natur und Umwelt zu tun!