Position zum Neubau der Carolabrücke

26. Mai 2025 | Mobilität, Naturschutz

Zum Neubau der Carolabrücke – Position der BUND Regionalgruppe Dresden

26. Mai 2025

Das strategische Leitbild für Dresden lautet: Die „kompakte Stadt im ökologischen Netz“ [1]. Der zentrale Strang des ökologischen Netzes in Dresden ist die Elbe mit den hochrangig geschützten Elbwiesen. Die Wirksamkeit eines Netzes hängt jedoch davon ab, dass seine Stränge nicht durchschnitten werden.

Deshalb setzt sich der Bund für Umwelt und Naturschutz Dresden (BUND Dresden) schwerpunktmäßig für die naturschutzfachlich, stadtklimatisch und stadtstrukturell bedeutsamen Elbwiesen ein. Wir treten dafür ein, dass ihr Potential als außergewöhnlich großzügiger, innerstädtischer Erholungsraum sowie als ununterbrochener, vielfältig vernetzter Lebensraum für Pflanzen und Tiere gewahrt bleibt. [2,3,4]

Brücken sind im Stadtgebiet unverzichtbar. Deshalb steht für uns außer Frage, dass Ersatz für die eingestürzte Carolabrücke geschaffen werden muss. Zur Debatte steht jedoch, in welchem Ausmaß Eingriffe in den Elbraum zwischen Carolaplatz und Rathenauplatz hingenommen werden müssen. Die Brücke zerschneidet nicht nur den geschützten naturgeprägten Raum der Elbwiesen, sondern der Neubau erfordert auch negative bauliche Eingriffe. Unter der Brücke könnte es zu einer weiteren Versiegelung von Wiesenflächen kommen.

Wir haben das veröffentlichte Rechtsgutachten zu möglichen Planungsverfahren für die Vorbereitung des Brückenneubaues und die damit verbundenen konstruktiven und gestalterischen Spielräume für Abweichungen von der Beschaffenheit der eingestürzten Brücke geprüft und kommen zu folgendem Schluss:

Da so bald wie möglich für Ersatz gesorgt werden muss und gleichzeitig Eingriffe in den geschützten Landschaftsraum so gering wie möglich gehalten werden sollen, halten wir einen gut geplanten und sorgfältig ausgeführten Ersatzneubau für die bessere Lösung. Auch unabhängig der Frage Ersatzneubau oder nicht gilt für uns: Eingriffe in geschützte Naturräume sind nach Möglichkeit zu vermeiden und andernfalls so gering wie möglich zu halten. Diesen Nachweis sollte die Stadt beim Wiederaufbau führen. Eine einfache Leitlinie dafür kann sein: Die neue Brücke sollte die bisherigen räumlichen Ausmaße nicht überschreiten.

Dennoch braucht es Veränderungen an der Brücke: So sind aufgrund aktueller Regelwerke die Rad- und Fußwege beim Ersatzneubau breiter anzulegen als bisher. Zugleich sind die Kfz-Zahlen über die Brücke seit Jahren rückläufig gewesen [5]. Eine Brückenvariante mit zwei Kfz-Spuren erfüllt die Anforderungen aller Verkehrsteilnehmenden und genügt den prognostizierten Verkehrsaufkommen. Die Entwicklung der Mobilität in ganz Dresden weist hier in eine klare Richtung [6].

Der Ersatzneubau bietet Gelegenheit, die Fuß- und Radwege auf Straßenniveau besser an den Elberadweg anzubinden. Zugleich ist die Anpassung der Spuranzahl auf der Carolabrücke ein entscheidender Schritt zur mittel- bis langfristig angestrebten Neuordnung des Stadtraums St. Petersburger Straße und des Straßenzuges Köpckestraße / Große Meißner Straße. Ein zweispuriger Ersatzneubau dient so dem Ziel, die Mobilitätswende voranzubringen, die Aufenthaltsqualität der Dresdner Innenstadt insgesamt zu steigern sowie Natur und Umwelt nicht unnötig zu belasten.

Unser Votum: Die BUND Dresden spricht sich klar für das Verfahren eines Ersatzneubaus anstelle eines Planfeststellungsverfahrens aus. Wir plädieren zugleich für eine zweispurige Brückenvariante, da diese

  • den geringsten Eingriff in die kostbaren Elbwiesen bedeutet,
  • mit den aktuellen Mobilitätsentwicklungen und der geplanten Verkehrswende zusammengeht,
  • am wenigsten Ressourcen verbraucht,
  • die kostengünstigste Variante ist,
  • die bzgl. der Bauzeit schnellste Variante ist und
  • bessere Voraussetzungen für die Erholungsnutzung sowie für die Pflanzen- und Tierwelt der Elbwiesen als bisher schafft.

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[1] Geltender Landschaftsplan der Stadt Dresden, Stand Mai 2018: https://dresden.de/de/stadtraum/umwelt/umwelt/landschaftsplan/geltender_landschaftsplan.php

[2] Positionspapier Ostragehege: https://bund-dresden.de/fileadmin/dresden/PDFs/Publikationen/Positionspapier-Ostragehege-2023_BUND-Dresden.pdf

[3] Offener Brief Beleuchtung des Elberadwegs in Dresden: https://www.bund-dresden.de/service/news/detail/news/offener-brief-zum-antrag-a0474-23-fuss-und-radwegbeleuchtung-am-dresdner-elbradweg-verbessern-bzw-schaffen/

[4] Offener Brief Flusswasserwerk an der Elbe: https://www.bund-dresden.de/service/news/detail/news/offener-brief-flusswasserwerk-an-der-elbe-mehr-transparenz-fuer-eine-jahrhundertentscheidung/

[5] Präsentation „Wiederaufbau Carolabrücke“ der öffentliche Sondersitzung Ausschuss Stadtentwicklung, Bau, Verkehr und Liegenschaften 30.04.2025, Folie 7: https://ratsinfo.dresden.de/getfile.asp?id=821108&type=do

[6] Meldung der Stadt Dresden „Mobilität in Dresden verändert sich deutlich“ vom 04.04.2025: https://dresden.de/de/rathaus/aktuelles/pressemitteilungen/04/pm_023.php

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