Tagesexkursion ins Osterzgebirge

20. Juni 2020 | Naturschutz

Menschen laufen auf einem Trampelpfad durch eine Wiese, links und rechts befinden sich junge Bäume. Die Menschen tragen Rucksäcke und Basecaps. BUND Dresden

Bunt-blühende Bergwiesen, spannende Naturschutzmaßnahmen, Zwitschern seltener Vogelarten – unsere Tagesexkursion ins Osterzgebirge am 20.06. war sowohl tolles Naturerlebnis als auch wohltuender Ausgleich zum städtischem (und manchmal stressigen) Alltag.

Warum das Osterzgebirge? Mit bemerkenswerter Artenvielfalt und einer hohen Dichte an schützenswerten Biotopen beherbergt die Region das größte zusammenhängende Gebiet intakter Bergwiesen in deutschen Mittelgebirgen. Damit dieses erhalten bleibt, wurde vor mehr als 20 Jahren das Naturschutzgroßprojekt „Bergwiesen im Osterzgebirge“ ins Leben gerufen. Dieses Großprojekt hatte uns neugierig gemacht und uns auf die Idee einer Exkursion gebracht…

Mit einer gemeinsamen Busfahrt vom Hauptbahnhof nach Zinnwald begann unsere Tour. Ein paar Tropfen hatte es am Morgen noch geregnet, doch bald schon entwickelte sich die Witterung zu einem angenehmen Wander-Wetter. In Zinnwald angekommen, trafen wir uns mit Holger Menzer, dem Projektmanager des Naturschutzgroßprojekts, und Dr. Bernard Hachmöller von der Unteren Naturschutzbehörde.

Die beiden gaben uns eine Einführung in den momentanen Stand des Projekts und sprachen über die Ambitionen, in Zukunft den Status eines Biosphärenreservats zu erringen. Doch so einfach sei die Lage nicht, erklärten uns die beiden, denn die Messlatte für Biosphärenreservate hänge momentan viel höher als noch vor ein paar Jahren.

Gleich zu Beginn unserer Wanderung eröffneten sich uns weite Blicke über bunte Bergwiesen, zersauste Bäume (wie Holger Menzer sie beschrieb) und vereinzelte Gebüschriegel. Zusammen mit der charakteristischen Lage auf dem Hochplateau, der Grenzsituation zu Tschechien und dem vermehrt sauren Milieu sind das die Merkmale, die das Erzgebirge besonders machen.

Leuchtpunkte der Bergwiesen sind zurzeit vor allem die Margeriten, die Wiesen-Glockenblume und der Weiche Pippau. Glatthafer und Knäuelgras bilden eine homogene Kulisse. Für die schwarze Teufelskralle war es leider noch etwas zu früh im Jahr. Besonders für die Population des Wachtelkönigs sind die für längere Zeiträume im Jahr ungemähten Wiesen ein wichtiger Lebensraum. Neben diesem leben auch Dorngrasmücken, Grauammern und Braunkehlchen im Gebiet, von letzteren konnten wir sogar zwei durch das Fernglas beobachten.

Bemerkenswert waren die ins Auge springenden Naturschutzmaßnahmen für das Birkhuhn. Herr Menzer erklärte, dass die Birkhuhn-Population momentan zwar nicht hier bei Zinnwald, sondern auf tschechischer Seite lebe, jedoch alle 2-3 Jahrzehnte wandere und oft zu ehemaligen Lebensräumen zurückkehre. Ein Birkhuhn-gerechter Lebensraum gestaltet sich wie folgt: Ein offener, gebüschartiger Charakter mit etwa 50% Bedeckung der Fläche und ein leicht fallendes Gelände. Das Projektteam um Holger Menzer hat dies mit der Entnahme von Fichten, der Pflanzung von Latschenkiefern, der Anhäufung von Steinen und der Vernässung einzelner Bereiche erreicht.

Wir wanderten weiter in waldiges Gelände und auf mancher Lichtung bekam unsere Exkursion zwischenzeitlich den Charakter eines Bestimmungs-Kurses. So lernten wir das Knäuelblütige und das Gewöhnliche Kreuzblümchen kennen, den Siebenstern und den Breitblättrigen Dornfarn. Auf den offenen Wiesenbereichen hießen uns dann die ersten Orchideen willkommen. Neben dem Gefleckten Knabenkraut fanden wir den Schlangen-Knöterich, verschiedene Seggen und den Rundblättrigen Sonnentau (fleischfressende Pflanze!) vor.

Nachdem wir an den besonders wertvollen Borstgrasrasen vorbeigewandert waren, legten wir eine verdiente Pause auf der Kohlaukuppe ein. Dort gab es Knoblauchsuppe mit Kuppenbrot und nebenbei erspähten wir noch einen Schwarzstorch, der über uns seine Kreise zog. Oben vom Turm genossen wir den schönen Blick auf den Geisingberg und in die umliegende Umgebung.

Als Abschluss gab es noch ein kleines Highlight: Im Schnelldurchlauf (damit wir den Bus nach Dresden noch bekommen konnten) ging es durch das Georgenfelder Hochmoor, wo wir richtige Moor-Atmosphäre schnuppern konnten. Damit das Hochmoor langfristig erhalten bleibt, hat das Projektteam um Herr Menzer mit Vernässungsmaßnahmen und topographischen Veränderungen nachgeholfen. Auch hier empfing uns eine bemerkenswerte Artenvielfalt mit verschiedenen Wollgräsern, Zwerg-Birken, Moorkiefern, Heidel- und Preiselbeersträuchern und vielen anderen. Erfüllt von den vielen Eindrücken und erschöpft von der Wanderung ging es dann wieder zurück nach Dresden.

Toll wars! Und an dieser Stelle ein ganz großes Dankeschön an Holger Menzer und Bernard Hachmöller, die uns mit ihrer abwechslungsreichen Führung einen Einblick in die außergewöhnliche Artenvielfalt des Erzgebirges gegeben haben!

 

praktischer Naturschutz

Alle Bilder: BUND Dresden | Mareike Wiedemann

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