Regionalgruppe Dresden

Intel-Werk: Entscheidungen hinter verschlossenen Türen

23. Dezember 2021

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Dresden wirbt aktuell um die Ansiedlung eines Chip-Werkes des Unternehmens Intel. Während bisher zur Bewerbung Dresdens kaum etwas bekannt ist, wären die Folgen für die Stadt immens. 500 Hektar gibt Intel als Flächenbedarf an, nahezu doppelt so groß wie die Tesla-Giga-Factory in Brandenburg oder der Dresdner Flughafen. Der Wasserbedarf in der Chip-Industrie ist hoch, die 12.000 neuen Arbeitsplätze sowie weitere in Zulieferbetrieben würden für weitere Anspannungen am Dresdner Wohnungsmarkt sorgen und das Verkehrssystem belasten. Der BUND Dresden fordert daher die Rathausspitze zu mehr Transparenz im Umgang mit solchen Großprojekten auf.

„Die Bewerbung für ein solches Megaprojekt ist eine öffentliche Angelegenheit. Falls diese Bewerbung erfolgreich ist, bestimmt sie maßgeblich über die Entwicklung unserer Stadt, ihrer Infrastruktur und unserer Umwelt. Solche Entscheidung brauchen eine öffentliche Diskussion,“ so Martin Ahlfeld, Vorsitzender des BUND Dresden. Das Vorhaben ist bislang weder im Stadtrat diskutiert worden, noch haben sich Staatsminister Martin Dulig (SPD) und Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) genauer zu den Folgen der Ansiedlung geäußert.

Intel-Chef Pat Gelsinger hat verkündet noch im Jahr 2021 eine Entscheidung zu treffen, wo in Deutschland ein neues Werk zur Herstellung von Mikrochips entstehen soll. Derzeit stehen dafür drei Standorte zur Wahl: Penzing im Kreis Landsberg, eine Fläche im Süden Magdeburgs und Dresden. Während für die beiden anderen Standorte bereits konkrete Flächen im Gespräch sind, ist für Dresden bisher nicht bekannt, welche Flächen die Stadt für eine solche Ansiedlung zur Verfügung stellt .

Ohne Zweifel bietet ein solches Megaprojekt viele wirtschaftlich Chancen für die Stadt und das Land Sachsen. Neben den milliardenschweren Subventionen, die in das Projekt fließen sollen, kommen aber auch hohe Kosten auf die Stadt zu. So entsteht ein zusätzlicher Flächenbedarf für Straßen und weitere Infrastrukturmaßnahmen wie z.B. Wohnungen, Kindergärten und Schulen. Gleichzeitig wirft das Großprojekt auch die Frage auf, wie der immense Energiebedarf gesichert werden kann – und zwar aus erneuerbaren, nachhaltigen Quellen. Diese Folgen werden auch in der Umweltverträglichkeitsprüfung im Rahmen der Bebauungsplanung häufig nicht umfänglich berücksichtigt.

Teil der Ansiedlung könnte ein Flurstück im Dresdner Norden sein, die 80 Hektar große Gewerbefläche kann jedoch nur etwa 15% des Flächenbedarfs decken. Wo weitere 420 Hektar für das Unternehmen bereitstehen, ist bisher nicht veröffentlicht. Zum Vergleich: Die bisherigen Produktionsstandorte der Mikroelektronik in Dresden von GlobalFoundries, Bosch und Infineon haben insgesamt einen geschätzten Flächenbedarf von weniger als 100 Hektar. Auf eine Anfrage der Stadtratsfraktion „Dissidenten“ zum Intel-Standort antwortete Oberbürgermeister Dirk Hilbert, dass bestehende Gewerbeflächen weitgehend ausgelastet seien. Dass im Dresdner Norden grundsätzlich weitere Unternehmensansiedlungen der Mikroelektronik erwünscht sind, hat der Stadtrat im Juli im Zuge eines Beschlusses zum Ausbau der Wasserversorgung bekräftigt.

Nicht nur in Dresden sorgen sich die Umweltschützer über die Intransparenz und die Folgen der Ansiedlung. Auch der BUND Bayern hat zum möglichen Intel-Standort Penzing bereits eine Petition gestartet und sich mit einem offenen Brief an Intel gewandt.

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