Regionalgruppe Dresden

Dunkle Nächte für Natur und Mensch

Tiere, Pflanzen und auch Menschen sind auf die Dunkelheit in der Nacht angewiesen. Dabei geht es nicht nur um einen natürlichen Biorhythmus und guten Schlaf. Viele Tierarten haben ihre Verhaltensweisen an die Dunkelheit angepasst. Durch die enge Vernetzung von Lebewesen in Nahrungsnetzen ist jede einzelne Art wichtig für die Stabilität ganzer Ökosysteme. Nächtliche Dunkelheit bewahrt Biodiversität.

+++ Aktuelles +++

02/2024 Derzeit soll der Stadtrat über einen Antrag der FDP-Fraktion entscheiden, die Fuß- und Radwegbeleuchtung am Elberadweg zu verbessern bzw. überhaupt erst zu schaffen. Der BUND Dresden begrüßt das Anliegen, den Fuß- und Radverkehr im Sinne der Mobilitätswende zu stärken sowie die vorgeschlagenen Ansätze einer bedarfsorientierten, umweltschonenden Beleuchtung. Dennoch fürchtet der BUND Dresden, dass diese Ansätze nicht weit genug gehen und wendet sich kurzfristig mit einem offenen Brief an den Stadtrat und die Stadtverwaltung.

Offener Brief

Pressemitteilung

 

Der BUND Dresden fordert:

  • An die Stadt Dresden: Insektenschonende Straßenbeleuchtung im gesamten Stadtgebiet. Insbesondere an Standorten mit Artenreichtum bzw. sensiblen Arten muss dies schnell umgesetzt werden.
  • An jede und jeden: Verzicht auf unnötige nächtliche Beleuchtung, Reduktion der Beleuchtungszeiten und Einsatz von insektenschonender Beleuchtung dort, wo sie unverzichtbar ist.


Hell, heller, am hellsten

Künstliche Lichtquellen in der Nacht sind vor allem die Straßenbeleuchtung, Licht aus nicht abgedunkelten Fenstern, beleuchtete Werbetafeln sowie Bildschirme und Beleuchtung zu Dekorationszwecken. Seit Jahrzehnten nimmt die künstliche, nächtliche Beleuchtung stetig zu – mit Folgen für Natur und Mensch. Anhand von Satellitendaten konnte allein in den letzten zehn Jahren fast eine Verdopplung der Lichtverschmutzung in Dresden beobachtet werden.

Fliegen bis zum Erschöpfungstod

Insbesondere nachtaktive Tierarten wie Nachtfalter werden nachts von künstlichen Lichtquellen angezogen. Dort stellen Nachtfalter leichte Beute für ihre Fressfeinde dar, sterben durch Verbrennung an der Lichtquelle oder durch Erschöpfung.

Dabei sind gerade Insekten eine wichtige Nahrungsquelle für viele andere Tierarten – und seit Jahrzehnten von einem beispiellosen Rückgang ihrer Biomasse von 75 Prozent betroffen. Die Zahl betroffener Tierarten ist nicht zu unterschätzen – rund 30 Prozent der Wirbeltiere und sogar über 60 Prozent der Wirbellosen sind nachtaktiv. Dabei kommen einem als erstes Fledermäuse, Nachtfalter und Eulen in den Sinn, aber auch viele Amphibien und Fische sind in der Dämmerung bzw. der Nacht aktiv.

Negative Einflüsse von künstlicher Beleuchtungen sind vielfältig – von der Störung des Tag-Nacht-Rhythmus über Blendung, Verhaltensveränderungen, gestörte Orientierung bis hin zu Anlockeffekten gibt es direkte negative Folgen von künstlicher Beleuchtung. Indirekt können dadurch sogar Nahrungsketten, die lokale Zusammensetzung von Artengemeinschaften oder die Regulierung von Schadinsekten negativ beeinflusst werden.

Aber auch Menschen leiden unter der künstlichen Erhellung der Nacht. Ein ungestörter natürlicher, lichtbedingter Tag-Nacht-Rhythmus ist wichtig für ausreichenden und guten Schlaf sowie Erholung – und damit für physische und psychische Gesundheit.

Maßnahmen für dunkle Nächte

Die wichtigsten Maßnahmen, um Tieren, Pflanzen und auch Menschen gesunde Nächte zu gewähren, sind:

  • überall, wo es Sicherheitsaspekte nicht erfordern, nächtliche Dunkelheit herzustellen und zu gewährleisten
  • bei sicherheitsrelevanter Beleuchtung auf insektenschonende und energiesparende Lichtquellen zu achten, beispielsweise, indem warme Farbtöne verwendet werden (Tageslicht im Gegensatz hat einen hohen Blauanteil)
  • künstliche, nächtliche Lichtquellen so einzustellen, dass nur der erforderliche Bereich erhellt wird und Abstrahlungen in andere Richtunge vermieden werden
  • Beleuchtungszeiten auf das notwendige Minimum zu reduzieren, beispielsweise durch Abschalt- oder Dimmzeiten
  • insbesondere artenreiche und spezifisch artenschutzrelevante Orte nächtlich dunkel halten

Für nächtliche Beleuchtung muss der Grundsatz gelten: So wenig wie möglich, so viel wie nötig. Dafür dürfen wir uns nicht in An-oder-aus-Diskussionen verfangen, sondern müssen offen nach kreativen Kompromissen suchen.

Engagement der AG Naturschutz für dunkle Nächte

Die AG Naturschutz des BUND Dresden hat sich das Thema „Lichtverschmutzung“ als ein Schwerpunktthema gewählt. Geplant sind Öffentlichkeitsarbeit mit thematischen Veranstaltungen, Gespräche mit der Dresdner Stadtverwaltung und Stadtpolitik sowie Vernetzungsarbeit. Konkret wird an einem Positionspapier gearbeitet. Auch will die AG die Stadt dabei unterstützen, besonders artenschutzrelevante Orte in der Stadt zu identifizieren. Wir freuen uns über Mitstreiter:innen und Unterstützer:innen.

Mehr zum Thema

Aktuelle Projekte

  • Nachtlichter: https://nachtlicht-buehne.de/nachtlichter
    Wer sich aktiv an der Erforschung von Lichtemissionen und ihren Ursachen beteiligen möchte, kann bis zum 31. Oktober an der Bürgerwissenschafts-Kampagne „Zeit für die Nacht teilnehmen“. Im Rahmen des Projekts dokumentieren Dresdner:innen sowie Mitforschende deutschlandweit künstliche Lichtquellen mittels der eigens dafür entwickelten Nachtlichter-App. Interessierte sind herzlich eingeladen, sich in die Dresden-Mailingliste einzutragen.

Empfehlenswerte thematische Websites

Tipp: Schaue selbst nach der Entwicklung der Lichtverschmutzung!

Kontakt

Jenny Förster

Leitung AG Naturschutz
E-Mail schreiben

Medien