Hintergrund
Wird ein Netz aus funktional zusammenhängenden Biotopen geschaffen, entsteht ein Biotopverbund. Der Verbund schafft eine Verbindung zwischen Populationen von Arten und sichert das Überleben dieser. Ein Vernetzung kann auch durch sogenannte Trittsteinbiotope erfolgen. Durch den Biotopverbund werden u.a. drei verschiedene Artgruppen adressiert:
- Arten, die einen sehr großen Raumanspruch aufweisen, wie der Wolf oder die Wildkatze. Sie benötigen den Biotopverbund als Aufenthalts- oder Nahrungshabitat.
- Arten, die regelmäßig wandern, beispielsweise von einem Sommerhabitat in ein Winterhabitat oder zwischen einem Fortpflanzungshabitat und einem Nahrungshabitat (z.B. Amphibien, Zugvögel, Fledermäuse).
- Arten, die sich zum Überleben ausbreiten müssen, da ihr Habitat im Laufe der Zeit verschwindet. Dies geschieht durch natürliche Schwankungen, Sukzession oder der großräumigen Veränderung des Habitats durch die globale Erwärmung.
Im Bundesnaturschutzgesetz und dem Sächsischen Naturschutzgesetz wird die Bedeutung des Biotopverbunds hervorgehoben: "Der Biotopverbund dient der dauerhaften Sicherung der Populationen wild lebender Tiere und Pflanzen [...] sowie der Bewahrung, Wiederherstellung und Entwicklung funktionsfähiger ökologischer Wechselbeziehungen" (BNatSchG §20).
Konzept
Die konzeptionelle Arbeit des Projekts bündelt bereits bestehende Informationen für den Raum Dresden und wissenschaftliche Erkenntnisse zum Biotopverbund.
Es werden fachliche und planungsrechtliche Grundlagen miteinbezogen. Durch Interviews mit verantwortlichen Personen der Städte Dresden, Leipzig und Chemnitz werden Planungsziele, Umsetzungshemmnisse und der aktuelle Stand des Biotopverbunds in der jeweiligen Stadt analysiert.
Anhand von Zielarten werden geeignete Flächen für den städtischen Biotopverbund ermittelt und der Bedarf von zusätzlichen Flächen aufgezeigt. Daraus erwachsen Maßnahmen für den städtischen und nicht städtischen Raum.
Pilotmaßnahme Stadtumland
Im Dresdner Umland soll an einem Gewässerrandstreifen eine Bepflanzung mit Nieder-/Mittelwald erfolgen. Unser Projektpartner IfaS hat damit bereits in einer früheren Umsetzung Erfahrungen gesammelt. Nieder-/Mittelwaldwirtschaft stellt eine Landnutzung dar, die in Tiefenlinien zugleich die Gewässerqualität verbessert, Grünverbund herstellt und sich für die Landwirt:innen wirtschaftlich realisieren lässt.
Somit adressiert diese Maßnahme die Europäische Wasserrahmenrichtlinie (WRRL), wonach bis 2027 alle Gewässer in einem guten ökologischen und guten chemischen Zustand zu bringen. Denn die gewässerbegleitende Vegetation wirkt wie in biogener Flächenfilter für Einschwämmungen auf das Gewässer. Außerdem kann durch eine Verschattung des Gewässers die Wassertemperatur um 2 Grad gesenkt werden.
Durch die wirtschaftliche Nutzung der Gehölze als Agrarholz zur Wärmeerzeugung werden zusätzlich neue regionale Wertschöpfungsketten erzeugt.
Hinzu kommt der für das Projekt zentrale Aspekt, dass durch das Gewässer und seine begleitende Vegetation Biotope miteinander verbunden werden können, Arten wandern können oder neue Lebensräume entstehen.
Somit wird deutlich, dass dieses Mehrnutzungskonzept in vielen Bereichen Synergien erzeugt und einen regionalen Mehrwert herstellt.
Umsetzungsfilm: Baumpflanzung (Agrarholz) für den Biotopverbund
Pilotmaßnahme Stadtraum
Im Innerstädtischen soll eine bewirtschaftungsfreundliche Lösung umgesetzt werden. Hier ist eine Pflanzung, Fassadenbegrünung, Flächengestaltung oder Ähnliches zur Schaffung von Biotop- und Grünverbundelementen vorgesehen. Hierbei ist die Flächenverfügbarkeit ausschlaggebend für die Maßnahme. Zudem werden die umgebenden Biotope und die konzeptionelle Arbeit in die Maßnahmenauswahl miteinbezogen und mögliche Zielarten evaluiert.
Förderer & Unterstützer
Diese Maßnahme wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.
Ein Projekt der Mehrwert-Initiative „Nachhaltig aus der Krise“ des Sächsischen Staatsministeriums für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft. Die Initiative schafft neben konjunkturellen Impulsen, gezielte Anreize für einen klugen Einsatz von verfügbaren Ressourcen und stellt die Weichen für eine resiliente Ökonomie und Ökologie sowie einen klimafreundlichen Transformationspfad.
Die Heinz-Sielmann-Stiftung unterstützt unser Projekt.
Zweck der Stiftung ist die Initiierung und Unterstützung aller in Betracht kommenden Maßnahmen zum Schutz der Natur und Umwelt im In- und Ausland, insbesondere zur Erhaltung der Vielfalt von Fauna und Flora.
Die Naturstiftung David unterstützt unser Projekt.
Die Naturstiftung David fördert Projekte von Umweltinitiativen in den ostdeutschen Bundesländern. Finanziell unterstützt werden dabei insbesondere Projekte, welche unmittelbar dem Naturschutz dienen sowie Maßnahmen zur Entwicklung und Erprobung zukunftsorientierter, Umwelt und Natur schonender Energien und zur Energieeinsparung im Rahmen der Energiewende. Zudem realisiert sie gleichzeitig eigene Stiftungsprojekte.