Bericht: Infoabend zur geplanten Abfallbehandlungs- und Verwertungsanlage der SachsenEnergie

17. Mai 2024 | Energiewende, Klimawandel, Nachhaltigkeit

Am 13. Mai 2024 um 18 Uhr fand der Infoabend „Verbrannt und gut?“ statt. Dieser wurde organisiert von der AG Wärmewende, eine Zusammenarbeit des BUND Dresden, Fridays und Parents for Future Dresden, DresdenZero und Greenpeace Dresden. Ziel der Veranstaltung war es, über die geplante thermische Abfallbehandlungs- und Verwertungsanlage (Projektname „RING 30“) des kommunalen Energieversorgers SachsenEnergie zu informieren und eine offene, kritische Diskussion zu ermöglichen. Die SachsenEnergie wurde vertreten durch Frank Wustmann, Leiter für Umweltschutz, und Mathias Käubler, Projektleitung „RING 30“. Die Veranstaltung war sehr gut besucht, u. a. von Fachleuten, Stadträt:innen und Anwohner:innen.

Die SachsenEnergie präsentierte das Projekt, dessen Realisierung bis zum Jahr 2030 im Stadtteil Albertstadt/Trachenberge vorgesehen ist. Die geschätzten Kosten belaufen sich auf 200 Millionen Euro. Im Rahmen des Vorhabens ist die Sortierung von jährlich etwa 75.000 Tonnen Restmüll aus Dresden sowie die thermische Verwertung nicht recycelbarer Abfälle geplant. Die dabei entstehende Abwärme soll in das Fernwärmenetz eingespeist werden. Als Gründe für den Bau der Anlage wurden seitens SachsenEnergie der geringe Anteil erneuerbarer Energien im Wärmesektor sowie die unzureichende Menge an Strom für die alleinige Nutzung von Wärmepumpen zur Wärmeproduktion angeführt. Auch ein vollständig regeneratives Energieszenario könne aufgrund der Wetterabhängigkeit von Wind- und Solarenergie den Strombedarf nicht decken, so die SachsenEnergie.

Das Projekt RING30 ist Teil des Dekarbonisierungskonzepts der SachsenEnergie und soll lokale Stoff- und Energiekreisläufe nachhaltiger schließen. Gemäß dem Gebäudeenergiegesetz wird die Abwärme aus Müllverbrennungsanlagen aktuell als „erneuerbar“ klassifiziert, da das bei der Verbrennung entstehende CO₂ als unvermeidbar gilt. Auch werden Abfälle aktuell aus Dresden zu anderen Verwertungsanlagen durchschnittlich 150 km weit transportiert, um dort verbrannt zu werden. Die SachsenEnergie strebt mit der Anlage eine Vermeidung von Transporten und CO₂-Emissionen sowie eine Reduktion der Importabhängigkeit bei anderen Energieträgern (heute Erdgas, später Wasserstoff) an.

Im Rahmen der nachfolgenden Diskussionsrunde der Veranstaltung wurden von der AG Wärmewende sowie dem Publikum kritische Punkte thematisiert. Es wurde darauf hingewiesen, dass die Verwertungsanlage nach aktuellen Zahlen mehr als 100.000 Tonnen CO pro Jahr bei der Verbrennung ausstößt, auch wenn die abfallende Wärme als erneuerbar eingestuft wird.

Als zentraler Kritikpunkt wurde vorgebracht, dass eine erhebliche Gefahr der Schaffung von regionalen und überregionalen Überkapazitäten zur Müllverbrennung besteht. Die Klassifizierung der entstehenden Wärme als erneuerbar macht Müllverbrennungsanlagen aktuell für viele Kommunen attraktiv. Dabei müssen die Anlagen eine gewisse Größe haben, um wirtschaftlich betrieben werden zu können sowie preisgünstig Wärme und Strom zu produzieren. Die Kapazität der Anlage in Dresden soll auf die Verbrennung von 120.000 Tonnen sog. EBS (Ersatzbrennstoff, hergestellt aus Restmüll) pro Jahr angelegt werden. Bereits jetzt liefert der Dresdner Restmüll nur etwas über die Hälfte davon (und perspektivisch noch weniger). Der Rest soll aus umliegenden Gemeinden kommen bzw. Dresdner Gewerbemüll sein. Zu einer erforderlichen Mindestmenge für einen wirtschaftlichen Betrieb wollte sich die SachsenEnergie aktuell nicht äußern.

Dadurch kann ein Nutzungsdruck entstehen, sodass die Förderung tatsächlicher nachhaltiger Kreislaufwirtschaft (bessere Mülltrennung, Müllvermeidung, mehr Recycling) nicht mehr gewährleistet oder auf längere Zeit in der Zukunft konterkariert wird. Die SachsenEnergie verweist in diesem Zusammenhang auf derzeit 800.000 Tonnen jährlich anfallenden Restmüll in Sachsen, der potenziell thermisch verwertet werden kann. Eine fragwürdige Herangehensweise bzw. Argumentation, denn die entscheidende, zu klärende Frage für Umwelt und Klima lautet, wieviel Müll jetzt und vor allem in der Zukunft noch unvermeidbar thermisch verwertet werden muss. Generell zeigte die Diskussion hierüber, dass die SachsenEnergie aufgefordert ist, einheitliche, aktuelle Zahlen zum Projekt vorzulegen und mehr Transparenz zu schaffen. Zum Beispiel wäre für den ca. 50-prozentigen biogenen Anteil im Restmüll die Vergärung eine Alternative, die noch klimafreundlicher zu bewerten ist. Solche alternativen Behandlungsmethoden wären durch überdimensionierte Verbrennungskapazitäten über viele Jahrzehnte chancenlos.

Des Weiteren wurden Fragen zur potenziellen Schadstoffbelastung sowie Geruchsbelästigung gestellt. Die SachsenEnergie versicherte, dass die gesetzlichen Auflagen für die Rauchgasreinigung eingehalten würden und dass die Anlage geruchsfrei nach außen betrieben werde.

Wir bedanken uns bei der SachsenEnergie sowie allen Teilnehmer:innen für den konstruktiven Dialog.

Der BUND Dresden bzw. die AG Wärmewende wird das Projekt „RING 30“ weiterhin kritisch begleiten.

Teile der Präsentation der SachsenEnergie werden an dieser Stelle zeitnah nachgereicht.

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