Pünktlich zum Projektabschluss ist die Handreichung "Auf dem Weg zur biodiversen Schwammstadt" nun online und wenige Exemplare sind als Print bei uns in der Geschäftsstelle auf der Kamenzer Str. 35 erhältlich.
Die 50-seitige Handreichung dokumentiert alle Ergebnisse der Projektarbeit. Sie illustriert bildreich unsere 6 Pilotmaßnahmen in Dresden und enthält auch einen wunderbar illustrierten Leitfaden für die biodiverse Gestaltung von Versickerungsmulden, Fassadenbegrünung und Regenrückhaltebecken. Zentraler Bestandteil sind 15 Handlungsempfehlungen für die biodiverse Schwammstadt, die sich an die kommunale Politik und Verwaltung richten. Die Empfehlungen zielen darauf ab, das Verwaltungshandeln im Sinne der Schwammstadt auszurichten, biodiverse Schwammstadt im öffentlichen Raum erlebbar zu machen und die Bautätigkeit im Sinne der biodiversen Schwammstadt zu regulieren oder den Bestand wassersensibel und biodivers zu sanieren.
Wir fordern beispielsweise:
- Kommunale Satzungen zur dezentralen Regenwasserbewirtschaftung ermöglichen und erlassen - damit Nachverdichtung nur unter der Bedingung erfolgt, dass der natürliche Wasserhaushalt berücksichtigt wird.
- eine strategische Flächennutzungsplanung - damit Gebiete, die bei Starkeregn von Überflutung betroffen sind, künftig nicht mehr bebaut werden.
- Einen Grundsatzbeschluss "Biodiverse Schwammstadt" - damit dieses Ziel für alle Ämter eine hohe Priorität erhält.
- eine Stabstelle "biodiverse Schwammstadt" mit personellen und finanziellen Mitteln und formellen Kompetenzen - damit das Verwaltungshandeln und ämterübergreifende Projekte besser koordiniert werden können.
Ein hochkarätiges Fachpodium hat zum Projektabschluss am 04.12.2024 einige der Empfehlungen diskutiert. Im Dachsaal des riesa efau stellten Herr Strothteicher (Gaschäftsführer Stadtentwässerung Dresden), Frau Dr. jur. Albrecht (Wiss. Mitarbeiterin, Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung), Herr Dr. Lerm (Leiter Amt für Stadtplanung und Mobilität der LHD) und Herr Prof. Dr. Naumann (HTWD) einige Ihrer Ansichten dar.
Herr Dr. Lerm zeigte sich zupackend und appellierte angesichts der finanziellen Engpässe für niedrigschwellige Anpassungen bei Bauprojekten, die Regenwasser und Vegetation zusammenbrächten. Teure Pilotprojekte schafften zwar Aufmerksamkeit und teils auch Zugang zu Fördermitteln. Jedoch seien sie kein Weg, um die Schwammstadt in die Fläche zu bringen.
Dr. Albrecht berichtete vom Wissensstand der eigenen Arbeit im UBA-Projekt "PolitiKa". Dort sei ebenfalls die Erkenntnis gereift, dass das Bauen im Innenbereich ggf. durch kommunale Satzungen zum dezentralen Regenwassermagement reguliert werden müsse. Prof. Naumann gab zu bedenken, dass viele Menschen keinen Freiräum zur eigenen Gestaltung zur Verfügung hätten und vor allem darauf angewieden seien, dass der öffentliche Raum an die Folgen des Klimawandels angepasst würde.
Herr Strothteicher äußerte sich lobend über die verwaltungsinterne AG Schwammstadt. Sie habe die Kooperation und Koordination innerhalb der stark ausdifferenzierten Verwaltung bereits deutlich verbessert. Zurückhaltend reagierte er auf die Idee, die Abwassergebührensatzung anzupassen und durch gezielte Erhöhung und Senkung der Niederschlagswassergebühr finanzielle Anreize für die Schwammstadt zu verstärken. Diese Anreize bestünden aus seiner Sicht bereits. Auf Nachfrage einer Teilnehmerin skizzierte er vielmehr die Möglichkeit die Bildungsarbeit der Stadtentwässerung in Richtung dezentrale Regenwasserbewirtschaftung auszubauen.
Der BUND Dresden bedankt sich für die rege Teilnahme seitens der Gäste im Publikum, aber auch auf dem Podium. Weitere Veranstaltungen zur Vernetzung und zum Austausch sind angesichts des offensichtlichen Bedarfs mehr als wünschenswert. Da die Regionalgruppe Dresden das Thema ohne weitere Finanzierung nicht weiter in der Tiefe bearbeiten kann, ist es umso wichtiger eine zentrale Kontaktstelle für Anliegen der Schwammstadt - besser noch der biodiversen Schwammstadt - in Dresden zu schaffen.