Amphibienbus, Brücke, Fähre, Seilbahn, Straßenbahntunnel – Für eine Elbquerung zwischen Pieschen und dem Ostragehege wurden schon vielfältige Möglichkeiten diskutiert. Aktuellster Beitrag ist ein Antrag der SPD-Stadtrats-Fraktion, der morgen im Stadtbezirksbeirat (SBR) Pieschen besprochen wird, Mittwoch im SBR Altstadt. Der BUND Dresden schaltet sich nun in die Debatten ein und kritisiert: Umwelt- und Naturschutz bleiben dabei unterbeleuchtet. Mit einem Positionspapier zur Entwicklung des Ostrageheges holt der BUND Dresden das nach. Er zeigt darin die ökologische Qualität der Flächen auf und fordert anhand von fünf Leitsätzen eine Entwicklung des Ostrageheges, die ökologische Belange nicht unter den Tisch fallen lässt.
"Das Ostragehege ist Lebensraum zahlreicher streng geschützter Arten, nahezu alle Freiflächen sind in den insgesamt fünf Schutzgebieten enthalten und das Gehege ist einer der letzten Bereiche in Dresden, in dem die Elbwiesen noch ihren naturnahen Charakter haben." so Martin Ahlfeld, Vorsitzender des BUND Dresden. „Dies ist nur deshalb möglich, weil das Ostragehege eine Halbinsel ist und bisher vergleichsweise wenig aufgesucht wird. Die Besucherzahl im Ostragehege hat sich durch die neuen Sportanlagen, Wohnungen und Unternehmen in der Umgebung erhöht. Das Ergebnis: Geschützte Arten wie das Rebhuhn sind dort verschwunden. Eine neue Elbquerung ins Ostragehege ist mit dem Arten- und Biotopschutz unvereinbar.“
Der BUND Dresden ist gegen eine neue Elbquerung zwischen Pieschen und Ostragehege. Sei es eine Fähre oder eine Brücke, die Besucherzahl auf den naturnahen Flächen wird zunehmen und die ökologische Qualität abnehmen. Die Stadt hat es bisher nicht geschafft den rechtlich verankerten Schutz der Flächen und Arten ausreichend umzusetzen. Wie das in Zukunft bei mehr Besuchern und Störungen im Gebiet gelingen soll, ist ungeklärt.
In den bisherigen Gutachten zu einer Elbquerung wird jeweils eine sogenannte „Umweltbrücke“ für Fuß- und Radverkehr sowie den ÖPNV (Straßenbahn) favorisiert. Eine Entscheidung für eine Elbquerung gibt es noch nicht. Als Brückenstandort im letzten Gutachten wird eine Querung von der Böcklinstraße auf Pieschener Seite mit verschiedenen Anschlussvarianten auf der Seite des Ostrageheges vorgeschlagen. In allen Gutachten werden auch die erheblichen nachteiligen Umweltfolgen einer Elbquerung angesprochen.
Der Antrag der SPD-Fraktion will Ordnung in die vielen konkurrierenden Vorschläge für eine Elbquerung bringen und die weitere Entwicklung des Ostrageheges als grünes Areal mit Freizeit-, Büro-, Sport- und Eventnutzungen vorantreiben. Es soll dafür zunächst die Inbetriebnahme einer Fähre am Pieschener Winkel forciert werden und Standortentscheidungen und Grundstückserwerb für eine Brücke erfolgen. Der BUND Dresden sieht den aktuellen Antrag jedoch als einen weiteren Beitrag zur Debatte, in dem der ökologische Wert der Flächen in erster Linie als Planungshindernis gesehen wird. Auch das im Antrag vorgeschlagene Ziel der Entwicklung als Freizeit-, Büro-, Sport- und Eventstandort hält er für problematisch. Stattdessen sollte die zukünftige Entwicklung des Ostrageheges an seiner Bedeutung für den Natur- und Landschaftsschutz ausgerichtet werden, durch Umweltbildung darauf hingewiesen werden und eine Besucherlenkung stattfinden, die Schutzzeiten und -gebiete berücksichtigt.
Damit das möglich ist, braucht es zunächst weitere Erfassungen zur naturräumlichen Ausstattung des Ostrageheges. Viele Daten sind veraltet oder unvollständig und können die gegenwärtige Situation nicht hinreichend genau abbilden. Hier besteht demzufolge dringender Handlungsbedarf seitens der Stadt Dresden, um diesen Datenrückstand zu beheben, bevor überhaupt zukunftsträchtige Entscheidungen gefällt werden.
Das Positionspapier zur Entwicklung des Ostrageheges des BUND Dresden finden Sie hier:
Zur Übersicht