Die zweite Schwammstadt zu Gast Exkursion fand Anfang Juni im Hugo-Bürkner-Park (HBP) in Strehlen statt. Die Veranstaltung war ein Programmbeitrag zum Dear Future-Dresdner Nachhaltigkeitsfestival. Dem diesjährigen Thema des Festivals „Diversität“ haben wir uns im Sinne der biodiversen Schwammstadt gewidmet. Auf der Fläche des Hugo-Bürkner-Parks brachte uns Jana Zimmermann vom Umweltamt Dresden die Funktionen des Hochwasserrückhaltebeckens (HWRB) näher und Geoökologe Georg Schubert gab eine Einschätzung zur Biodiversität. Wir vom Team Schwammstadt gaben eine kurze Einführung in das Schwammstadt-Prinzip und unserer Zielvorstellung, Wasserrückhalt und Biodiversität zusammen zu denken.
Der kommunale Umweltschutz hat die Aufgabe alle Gewässer zu entwickeln und zu unterhalten. Der Kaitzbach, der durch den Hugo-Bürkner-Park fließt, ist ein Gewässer zweiter Ordnung, der zu großen Teilen verrohrt ist. Dies ist im Hochwasserfall sehr ungünstig, da kein Raum für den zusätzlichen Abfluss vorhanden ist.
Seit 1920 gibt es den HBP als Stauanlage und der Kaitzbach wurde dort wieder offengelegt. Heute ist die Fläche eine multifunktional – man könnte auch sagen divers – nutzbare Anlage. Die Freifläche dient als Park, wird bei Hochwasserereignissen aber als Retentionsfläche genutzt, in der der Kaitzbach schadlos über die Ufer treten darf. Auch künstlerische Projekte werden immer wieder umgesetzt und regen Anwohner:innen an, im Park zu verweilen Das HWRB im Hugo-Bürkner-Park schützt nachfolgende Grundstücke vor Hochwässern bis zur Stärke HQ100 und ist damit ein vergleichsweise kleines Becken. Ein Hochwasser der Stärke HQ100 tritt statistisch gesehen nur alle 100 Jahre auf. Referentin Jana Zimmermann schränkt jedoch ein: Durch den Klimawandel würden Ereignisse dieser Stärke künftig wohl öfter auftreten. Im Anschluss an ein Hochwasserereignis versickert ein Teil des Wassers in den Untergrund. Der Großteil fließt jedoch sukzessive mit dem Kaitzbach ab. Um den folgenden verrohrten Abschnitt des Kaitzbachs vor Schäden durch Treibgut zu schützen, wurden mit dem Umbau des Hugo-Bürkner-Parks zu einem HWRB im Jahr 2005 die Auslassbauwerke mit einem Schwemmkorb versehen. Das Becken hat schon mehrere Hochwässer erlebt (bspw. 2008, 2013) und war dort komplett vollgestaut. Dabei hat sich gezeigt, dass das Konzept funktioniert und das Wasser zurückgehalten wird.
Nach Einschätzung des Geoökologen Georg Schubert ist der erste Eindruck des Gebiets positiv. Es halte vor allem noch ein leicht zu hebendes Potenzial bereit. Er verweist vor allem auf Grau-Erlen, eine seltene Auenbaumart. An den vorhandenen Weiden und der Brücke sieht er ein gutes Potential für Fledermäuse, Stare oder Bachstelzen. Für sie müssten schlicht künstliche Quartiere oder Nisthilfen geschaffen werden. Allerdings gibt Georg Schubert zu bedenken, dass die Parkfläche insgesamt als Lebensraum eher klein sei (2,5 Hektar) und teils leider auch versiegelt wie die Fläche des Skateparks und einer gastronomischen Fläche. Außerdem befinde man sich in einem städtischen Raum. Die Teplitzer Straße im Süden des Hugo-Bürkner-Parks bilde vor allem für die Fauna in diesem Gebiet eine harte Grenze und die Parkfläche sei dadurch vergleichsweise isoliert. Die nächste Grünfläche sei der große Garten, der ein ganzes Stück entfernt liege.
Doch vor allem für fliegende Arten hält der Park Potenzial und es kann einiges an nichtmenschlichem Leben beobachtet werden. Die schützenden Gehölze am Rand des Parks schirmen den Lärm der Straße ab und erzeugen innerhalb des Parks einen beruhigten Raum, in dem Stockenten den nötigen Abstand zum Stadtleben finden.
Verbesserungspotenzial erkennt Georg Schubert im Mahdregime der großen innenliegenden Freifläche. Momentan liegt das Schnittgut der gemähten Wiese noch auf der Fläche und wirkt wie eine Mulchschicht. Er beginnt zu faulen, was sich auf die in der Wiese lebenden Larven und Pflanzen auswirkt. Er müsse unbedingt nach der Mahd beräumt werden. Jana Zimmermann wirft ein, dass dies bereits in Auftrag gegeben sei, sich wegen des Regens allerdings verzögert habe. Auffällig sei, laut Georg Schubert auch, dass die Wiese vergrast sei. Er empfiehlt Staffelmahd. Dabei bleiben bei jedem Mahddurchgang wechselnde Teile der Wiese stehen, sodass Flora und Fauna aus diesen Refugien das gemähte Gebiet leicht wiederbesiedeln können.
Durch den Park fließt auch der Leubnitzbach. Ein befestigter Abschnitt enthält eine längere hoch gemauerte Kante, die ins Wasser gestürzten Amphibien keinen Ausstieg ermöglicht. In diesem Fall sei durch das schnelle Ende der Befestigung keine große Gefahr gegeben. Grundsätzlich jedoch seien solche Strukturen für die Fauna keine gute Sache.. Zuletzt wäre der Park ein schöner Libellenlebensraum. Weil der Graben jedoch zu häufig trockenfällt, können diese sich nicht etablieren.
Abschließend fasst Georg Schubert zusammen, dass der Hugo-Bürkner-Park wertvollen Lebensraum für Pflanzen und Tiere bietet und bereits einige beherbergt. Mit einigen einfachen Maßnahmen würde sich das Potential noch verstärken lassen. Der Park könnte dann als Trittstein Biotop fungieren, wovon der große Garten profitieren würde.
Der Hugo-Bürkner-Park zeigt, wie Regenrückhalt und Biodiversität miteinander in Einklang gebracht werden können. Die Exkursion hat gezeigt, dass wir in der Stadt Freiflächen nicht nur zur Nacherholung gestalten können und sollten, sondern auch zur Retention und als Rückzugsraum für die Tierwelt. Besonders hervorheben möchten wir, dass man im Hugo-Bürkner-Park viele weitere Arten fördern könnte, wenn der Leubnitzbach seltener trockenfallen würde.
In diesem Sinne unser Appell: Regen gehört nicht in den Kanal, unsere Umwelt braucht ihn!
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