Regionalgruppe Dresden

Jutta Wieding

Jutta Wieding ©BUND Dresden

Jutta Wieding ist seit 2015 die Vorsitzende der BUND Regionalgruppe Dresden. Ursprünglich stammt sie aus Garbsen bei Hannover. Sie ist oft auf Veranstaltungen des BUND anzutreffen und legt Wert auf einen suffizienten Lebensstil.

1. Welches globale Problem beschäftigt dich am meisten?
Die Ungerechtigkeit, die in der Welt ist, stört mich seit ich ein kleines Mädchen war. Ich bin in einer sehr privilegierten Situation groß geworden: Ein sicheres Umfeld, genug zu Essen, eine liebende Familie, die Chance auf gute Bildung und ein Leben mit vielen Möglichkeiten. Dass es Menschen gibt, denen es anders geht ist nicht richtig. Inzwischen sehe ich, dass meine Freiheiten die anderer kompromittieren. Das führt zur Zerstörung der Umwelt, zu Ressourcenknappheit, zu Streit und Krieg. Ich empfinde es als meine Verantwortung, alles zu tun, was ich kann, um das zu ändern.
Weltfrieden ist ein großes Projekt. Ich habe durch einen Freiwilligendienst in einer Klimaschutzorganisation in Brüssel nach meinem Abitur festgestellt, dass Klimawandel ein guter Startpunkt ist: Wenn wir als Gesellschaft aufhören, fossile Brennstoffe zu verwenden, müssen sich ungerechte Wirtschaftsweisen ändern. Wir müssen unseren Lebensstil überdenken und unser gesellschaftliches Zusammenleben neu strukturieren. Darin sehe ich eine große Chance. Gelingt es uns nicht, wird globale Ungleichheit noch wesentlich steigen. Deshalb beginne ich mit dem Klimaschutz.

2. Was war der Auslöser für dich, dich in einem Umweltverband zu engagieren?
Als 20-Jährige hatte ich zum ersten Mal die Gelegenheit den Bundesumweltminister zu treffen. Ich war Teil einer Gruppe von Jugendlichen, deren Meinung gehört werden sollte. Stattdessen wurde uns bei dem Treffen erzählt, warum die Umweltpolitik Deutschlands so toll ist.
Um besser gehört zu werden, engagiere ich mich beim BUND. Meine Stimme ist nicht besonders laut. Die von 500 000 Menschen ist es! Demokratie lebt davon, dass Bürger*innen nicht nur ab und an mal zur Wahl gehen, sondern davon, dass sie die Welt gestalten, in der sie leben. (Umwelt-) Verbände sind ein guter Ort, dies gemeinsam mit Gleichgesinnten zu tun. Außerdem können wir so mit vereintem Wissen und Erfahrungen die besten Lösungen entwickeln.

3. Was bedeutet für dich persönlich Natur? Gibt es ein besonderes Naturerlebnis, was dich beeindruckt hat?
Als Tochter eines Landwirts ist die Natur für mich die Quelle für Lebensmittel und Lebensgrundlagen. Wir sind Teil eines Systems, in dem sich die unterschiedlichen Faktoren gegenseitig beeinflussen. Soll heißen: Natur hat für uns einen großen Nutzen. Allerdings führt Übernutzung dazu, dass wir unsere eigene Lebensgrundlage zerstören. Wir sind von der Natur abhängig.
Natur beeindruckt mich immer wieder. Oft sind es die kleinen Dinge, die mich daran erinnern, dass ich Teil des größeren Ganzen bin: Der Geruch von Regen auf Waldboden und vom Frühling. Bucheckern, die plötzlich von den Bäumen fallen und aus denen man die Nüsse pulen kann (leider sind sie in den letzten Jahren immer öfter leer). Und Gewitter mit dicken Tropfen und Blitzen am Himmel.

4. Was würdest du in Dresden verändern?
Ich wünsche mir mehr Vielfalt in Dresden. Für mehr unterschiedliche Sprachen, Lebensformen, Verkehrsmittel, Blütenfarben, Artenvielfalt und Herkunft in den Straßenbahnen, am Straßenrand und in den Parks. Ansonsten möchte ich vor allem, dass sich Dresden in mancherlei Hinsicht nicht verändert: Ich mag die Baulücken und die kleinen Unordentlichkeiten, die Lebensraum für Tiere, Pflanzen und Menschen sind. Ich hoffe, dass in Dresden nicht alle Orte, an denen Begegnung, Miteinander und Leben passieren darf, wegsaniert werden. 

5. Wie tankst du deinen Akku auf? Wie erholst du dich? Wie verbringst du Zeit an der frischen Luft am liebsten?
Ich stehe gern auf der Matte: Brazilian Ju Jutsu, eine Kampfsportart mit viel Bodenkampf, ist meine Lieblingsart, mich richtig auszupowern, mal den Körper statt des Kopfes zu bewegen und in dem kurzfristigen Kräftemessen direkt zu gewinnen oder zu verlieren. Danach kann ich die vielen Teilerfolge und Rückschritte beim Klimaschutz besser aushalten. Sehr gern lasse ich den Tag bei einem Whisky auf meiner Terrasse ausklingen und schaue mir die Sterne an. Zeit an der frischen Luft verbringe ich am liebsten mit meinem Wanderrucksack Jacky auf dem Rücken, mit dem ich schon so manchen Berg hochgekraxelt bin – und hinterher spielt man Salamander in der Sonne.

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