Regionalgruppe Dresden

Ergebnisse aus der ersten Befragung zur „Woche des guten Lebens“

Gastbeitrag von Lisa Zwicker (Verkehrspsychologin, TU Dresden)

Umfrageergebnisse. Auusage "Generell halte ich das Projekt für eine gute Idee". Nicht wohnhaft im Projektgebiet. 6% lehne voll und ganz ab. 4,5% lehne ab. 4,5% weder noch. 19,5% stimme zu. 65,5% stimme voll und ganz zu. Im Projektgebiet wohnhaft. 15,8% lehne voll und ganz ab. 9,9% lehne ab. 7,4% weder noch. 18,6% stimme zu. 48,3% stimme voll und ganz zu.

Die „Woche des guten Lebens“ sollte neue Erkenntnisse über das Mobilitätsverhalten und die Einstellung der Menschen zu einem autofreien oder autoreduzierten Stadtteil erbringen. Das dazu geplante Verkehrsexperiment konnte wegen der Corona-Pandemie nicht stattfinden, doch die Hoffnungen auf eine Neuauflage sind entsprechend hoch.

Die Begleitforschung der TU Dresden wollte herausfinden, ob und wie die „Woche des guten Lebens“ die Menschen kurzfristig und langfristig beeinflusst. Kurzfristige Veränderungen des Mobilitätsverhaltens sollten während der Woche mittels Verkehrszählungen und einer täglichen Befragung einer kleinen Stichprobe erhoben werden. Um langfristige Effekte zu erkennen und nachzuweisen, muss man jedoch einen längeren Zeitraum betrachten, wozu in der Regel eine größere Stichprobe vor, während und nach solch einer Maßnahme wie der „Woche des guten Lebens“ befragt wird. Geplant waren diese Befragungen im zeitlichen Abstand von mehreren Monaten.

Zumindest die Vorbefragung konnte im Juni und Juli 2020 durchgeführt werden und wurde sehr gut angenommen: Insgesamt haben 643 Personen an der Online-Umfrage teilgenommen und sich weitestgehend positiv über das Vorhaben geäußert (Blog-Beitrag vom 17. Dezember 2020). Auch wenn die Antworten nun nicht in Beziehung zu den Befragungen während und nach der „Woche des guten Lebens“ gesetzt werden können, lassen sich daraus noch Erkenntnisse ziehen. Einige davon können vielleicht sogar dazu beitragen, bei einem neuen Anlauf Bedenken und Sorgen in der Bevölkerung gezielter zu adressieren.

Die Wissenschaftler:innen der TU Dresden haben sich die Frage gestellt, welche Faktoren die (positive) Einstellung zum Projekt am ehesten beeinflussen. Die Einstellung wurde mit Aussagen wie „Generell halte ich das Projekt für eine gute Idee.“ und „Ich freue mich auf das Projekt im Allgemeinen.“ erhoben. Als mögliche Faktoren wurden folgende Variablen in die Analyse einbezogen:

  • Alter
  • Geschlecht
  • Bildung
  • Betroffenheit (wohnhaft im Projektgebiet vs. nicht wohnhaft im Projektgebiet)
  • Zustimmung/Ablehnung zur Aussage: „Die Mobilität mit dem Auto ist mir sehr wichtig.“

Weder das Geschlecht noch der Bildungsgrad hingen mit der Einstellung zum Projekt zusammen. Bei der Betroffenheit und beim Alter sah das schon anders aus: Personen, die nicht im Projektgebiet wohnten, waren signifikant positiver gegenüber der „Woche des guten Lebens“ eingestellt als im Projektgebiet Wohnende. Der Zusammenhang ist zwar signifikant, kann aber als schwach bezeichnet werden (r = -0,221; p = .000) - insgesamt standen beide Gruppen dem Vorhaben nämlich positiv gegenüber (jeweils mindestens 60% Zustimmung oder volle Zustimmung; siehe Grafiken).

Ähnlich verhält es sich mit dem Alter, hier ließ sich ein mittlerer signifikanter Zusammenhang feststellen (r = 0,308; p = .000): Je jünger eine Person war, desto eher stand sie dem Projekt positiv gegenüber. Den größten Einfluss auf die Einstellung zum Projekt hatte allerdings – wenig überraschend – die Variable „Wichtigkeit der Mobilität mit dem Auto“. Je wichtiger die eigene Mobilität mit dem Auto für eine Person war, desto negativer sah die Person der Projektwoche entgegen (r = -0,719; p = .000; starker Zusammenhang).

Eine Modellrechnung mit allen obigen Variablen ergab, dass die Mobilität mit dem Auto von den analysierten Variablen sogar „den Löwenanteil“ zur Erklärung der Einstellung leistet, während das Alter und die Betroffenheit (Wohnort) zwar auch zur Erklärung beitragen, aber vergleichsweise nur sehr gering (korr. R² = 0,536). Die Ergebnisse mögen nicht überraschend sein, sie können aber bei einer Wiederbelebung der „Woche des guten Lebens“ helfen, Sorgen und Befürchtungen gezielt zu adressieren. Beispielsweise könnte man versuchen, ältere oder im Projektgebiet wohnende, aber vor allem auf die Mobilität mit dem Auto angewiesene Personen von Anfang an noch stärker in die Planung einzubinden und bei ihnen für eine autofreie Woche zu werben.

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