Regionalgruppe Dresden

BUND Dresden startet Petition gegen Elbquerung ins Ostragehege

09. Mai 2023

BUND Dresden | Elisabeth Fischer

Seit Jahren diskutiert der Dresdner Stadtrat über eine neue Elbquerung zwischen Pieschen und dem Ostragehege. In der Stadtratssitzung am Donnerstag steht das Thema in Form eines Antrags der SPD-Fraktion erneut auf der Tagesordnung. Mit dem Antrag soll ein Vorgehen festgelegt werden, wie eine Elbquerung zwischen Pieschen und Ostragehege realisiert werden kann.

Der BUND Dresden, die lokale Gruppe des Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND), kritisiert die Zielsetzung des Antrags und hat nun die Petition „Natur bewahren. Ostrawiesen schonen. Ruhe genießen“ gestartet. Darin heißt es „Jeder bauliche Eingriff, insbesondere ein Ausbau der Verkehrsinfrastruktur und daraus folgende intensivere Nutzungen, führt zum Verlust wertvoller Arten im Ostragehege.“ Die Stadt wird in der Petition aufgefordert, dementsprechend auf eine Elbquerung, egal ob Brücke oder Fähre, zu verzichten.

Das Ostragehege ist Lebensraum zahlreicher streng geschützter Arten. Darunter befinden sich Arten wie die Kleine Wiesenraute (Thalictrum minus), die in Sachsen vom Aussterben bedroht ist. Nahezu alle Freiflächen sind in insgesamt fünf Schutzgebieten (FFH- und Vogelschutzgebiete, Landschaftsschutzgebiet, Flächennaturdenkmale) enthalten. Weiter finden sich im Ostragehege Lebensraumtypen wie die Magere Flachlandwiese in gutem Erhaltungszustand, der sachsenweit als unzureichend, bundesweit sogar als schlecht bewertet wird.

„Das Ostragehege ist einer der letzten Bereiche in Dresden, in dem die Elbwiesen noch ihren naturnahen Charakter haben“, so Martin Ahlfeld, Vorsitzender des BUND Dresden. „Die gegenwärtige Stadtentwicklung im Ostragehege forciert eine intensivere Nutzung. Neue Sportanlagen, Wohnungen und Unternehmen in der Umgebung erhöhen die Besucherzahl auf den Flächen. Im Ergebnis sind geschützte Arten wie das Rebhuhn dort verschwunden. Eine neue Elbquerung ins Ostragehege bedeutet eine Verschlechterung des Arten- und Biotopschutzes.“

Das Ostragehege hat für den Artenschutz weiter eine besondere Bedeutung, weil es Kernstück des stadtweiten Biotopverbunds ist. Der Bereich zwischen Flügelweg- und Marienbrücke zeichnet sich durch einen ca. 4,5 km langen – und damit den zweitlängsten – barrierefreien Verbundsabschnitt der Stadt aus. Dieser spielt für die Ausbreitung, Vernetzung und damit für den Erhalt der Arten eine entscheidende Rolle. Die Artenvielfalt zu erhalten ist ein Schlüsselfaktor für die Widerstandsfähigkeit intakter Ökosysteme in der Stadt – deren Bedeutung in der fortschreitenden Klimakrise stark zunimmt, betont der BUND Dresden.

Weiter sind auch direkte Auswirkungen einer Elbquerung und dazugehöriger Infrastruktur auf die Stadt und die Menschen zu beachten. So verlaufen in der Flutrinne und entlang der Elbe bedeutende Luftleitbahnen und große Teile des Ostrageheges sind Schutzzonen der Kalt- und Frischluftentstehung. Diese werden zunehmend für die Gesundheit und Lebensqualität der Dresdner:innen von Bedeutung sein.

„Schließlich droht auch ein wertvoller Stadtraum für Naturerlebnisse und ruhige Erholung verloren zu gehen. Dieser kann nur dann erhalten werden, wenn Nutzungen auf ein für die Natur verträgliches Maß begrenzt werden. Alle genannten Faktoren berücksichtigend wäre eine Abkehr von einer Elbquerung ins Ostragehege ein Verzicht, der langfristig nachhaltigen Gewinn für die Stadt erbringt“, schließt Ahlfeld.

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Positionspapier zur Entwicklung des Ostrageheges
Im Februar 2023 hat der BUND Dresden ein Positionspapier veröffentlicht, das die naturbezogene historische Entwicklung des Ostrageheges beleuchtet und die geschützten Flächen (in FFH- und Vogelschutz-Gebieten, sowie Flächennaturdenkmale) mit ihrer Relevanz für zahlreiche bedrohte Arten darstellt. Weiter wird darin ein Leitbild für die Entwicklung des Ostrageheges vorgeschlagen, das an seiner gesamtstädtischen Bedeutung für den Natur- und Landschaftsschutz ausgerichtet ist. Zur Umsetzung dieses Leitbilds werden Maßnahmen wie optimierte Pflege und Entwicklung, Verzicht auf weitere Verkehrsinfrastruktur, mehr Besucherlenkung und Umweltbildung sowie eine ökologische und klimaangepasste Entwicklung der bebauten Gebiete benannt.


Weitere Informationen

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Pressekontakt
Martin Ahlfeld | martin.ahlfeld [at] bund-dresden.de

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