Regionalgruppe Dresden

Lebenswerte Städte brauchen Regenwasserrückhalt mit Artenvielfalt

05. Februar 2024 | Schwammstadt

Dresden. Spätestens seit den Dürrejahren 2018 bis 2020 ist klar, dass es klimawandelbedingt einen anderen Umgang mit Niederschlag braucht – insbesondere in stark versiegelten Städten. Dresden muss zur Schwammstadt werden, in der Niederschlag gesammelt, gespeichert und versickert wird, anstatt über den Asphalt in die Kanalisation abzufließen. Gleichzeitig muss aber auch auf den rasanten Verlust der Arten reagiert werden, fordert der BUND Dresden. Im Rahmen des Projekts „Biodiverse Schwammstadt Dresden“ sollen fünf Modell-Orte dafür im Stadtgebiet entstehen.

„Die zusammenhängenden Krisen der Klimaerwärmung und des Artensterbens erfordern ‚zusammengedachte‘ Lösungen. Grünflächen, Bepflanzungen, z. B. von Gebäuden, und Retentionsflächen können nicht nur den Niederschlag zurückhalten, sondern auch Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten sein. Je mehr Wasser gespeichert und verzögert abgegeben werden kann, umso intensiver und artenreicher kann sich auch die lokale Flora und Fauna entwickeln“, sagt Daniel Blume, stellv. Vorsitzender des BUND Dresden.

Neben natürlichen und künstlichen Strukturen des Wassermanagements (z. B. Substrat, Totholz, Folien und Auffangbehälter) kommt es auf die bedachte Auswahl einer Vielfalt an heimischen und nicht heimischen Pflanzen an. Diese müssen auf den konkreten Standort und seine Nutzung abgestimmt sein. So sind heimische Arten wichtig für z. B. die hiesige Insektenvielfalt, an Extremstandorten wie sonnenbeschienenen Dächern sind teilweise nicht heimische Arten robuster.

Bei Tieren sollte möglichst der gesamte Lebenszyklus und die Nahrungsketten berücksichtigt werden. „Wichtig ist, dass wir den verschiedenen Tierarten eben nicht nur Futter in Form ausgesuchter Pflanzenarten anbieten. Sie müssen vielfältige, strukturreiche Lebensräume mit Nistplätzen, Ruhestätten sowie Trink- und Badestellen vorfinden, an denen sie vor Fressfeinden, künstlichen Lichtquellen und Hitze geschützt sind. Dabei müssen strukturreiche Lebensräume nicht immer aufwändig geschaffen werden. Sie können auch entstehen, indem natürliche Verjüngung zugelassen wird und Pflanzen in verschiedenen Stadien ihres Lebenszyklus nebeneinander wachsen. Dies zeigt eindrucksvoll der hohe Artenreichtum auf städtischen Brachen“, so Blume.

„Es lohnt sich, in Maßnahmen von Beginn an etwas mehr Zeit und Geld zu investieren. Sowie, sich an Funktionen und Bedarfen der Pflanzen und Tiere zu orientieren, anstatt nur an ästhetischen Vorstellungen wie Ordnung oder Einfarbigkeit“, resümiert Blume. „Denn je artenreicher Ökosysteme sind, desto widerstandsfähiger sind sie auch z. B. gegenüber klimawandelbedingten Extremwetterereignissen. Am Ende profitieren dann auch wir Menschen stärker von den zahlreichen Ökosystemleistungen wie z. B. Kühlung und Frischluftentstehung, die unsere Städte zu sicheren und lebenswerten Orten machen.“

Gemeinsam mit Partnern wird der BUND Dresden im Rahmen seines Projekts „Biodiverse Schwammstadt Dresden“ fünf Schwammstadt-Pilotmaßnahmen im Stadtgebiet umsetzen. Konkret handelt es sich dabei um drei (Fassaden-)Begrünungen mit Dachwassernutzung (Projektpartner: die GEH8 KUNST RAUM ATELIERS gUG(mbH), der Hechtgarten und ein Privathaushalt in Reick), eine Versickerungsmulde mit Biodiversitätspflanzungen (Projektpartner: die RBG Runte GmbH) und eine Beetanlage mit Dachwassernutzung (Projektpartner: Louise – Haus für Kinder, Jugendliche und Familien). Der BUND Dresden wird sich dabei finanziell und beratend einbringen.

In einer offenen Werkstatt wurden unter fachlicher Begleitung von Prof. Arne Cierjacks (HTW Dresden) und Prof. Thomas Hauck (TU Wien) mit den Projektpartnern und weiteren Interessierten für alle fünf Projekte biodiversitätsfördernde Maßnahmen erarbeitet. Dazu gehört vor allem die Auswahl standortgerechter, strukturvielfaltschaffender Pflanzen und passender Elemente für Lebensräume ausgewählter Tierarten (z. B. Nistkästen für Vögel und Fledermäuse, Totholzhaufen für Insekten und Kleintiere, die Pflanzung nachtblühender Arten speziell für Nachtfalter).

„Wir freuen uns sehr, schon bald mit der Umsetzung der spannenden Projekte beginnen zu können. Für lebenswerte artenreiche Schwammstädte müssen alle an einem Strang ziehen: Die Kommunen, Architekten und Fachplaner, die Wohnungsgesellschaften, Flächen- bzw. Gebeäudeeigentümer sowie -pächter – und die engagierte Zivilgesellschaft. Es braucht Information und Beteiligung, gute Beratung und Planung, Umsetzungsbegleitung und langfristige Betreuung“, schließt Hanna Witte, Projektreferentin.

Aus den Ergebnissen wird auch ein Leitfaden zum Thema Regenwasserrückhalt und Biodiversität entstehen, der sich an die Politik, an Fachplaner:innen, aber auch Privatpersonen richtet.

Alle Informationen zum Projekt „Biodiverse Schwammstadt Dresden“: https://www.bund-dresden.de/projekt-schwammstadt/

Zur Auswahl der Pilotmaßnahmen: https://www.bund-dresden.de/service/news/detail/news/schwammtstadt-projekt-gewinnt-10000-euro-und-geht-in-die-projektauswahl/

Bericht zur Offenen Werkstatt – Regenwasserrückhalt und Biodiversität: https://www.bund-dresden.de/service/news/news/bericht-zur-zur-offene-werkstatt-regenwasserrueckhalt-und-biodiversitaet/

Das Projekt „Biodiverse Schwammstadt Dresden“ wird gefördert durch die Deutsche Postcode Lotterie, die Naturstiftung David und die Sächsische Landesstiftung Natur und Umwelt.

Pressekontakte:
Hanna Witte | Projektleitung „Biodiverse Schwammstadt Dresden“ | hanna.witte [at] bund-dresden.de
Louise Hummel-Schröter | Vorstandsmitglied/Öffentlichkeitsarbeit | louise.hummel-schroeter [at] bund-dresden.de

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