Erfahrungsbericht
Am 17.08.2020 machte sich eine Gruppe von motivierten Menschen auf nach Oberwiesenthal, um dort durchs Grüne zu streifen, die fabelhafte Landschaft zu erkunden und vor Allem zum Erhalt dieser beizutragen.
Das Westerzgebirge ist durch alte Kulturlandschaften geprägt, welche durch einfache Mahd mit der Sense oder, wo es das Relief zulässt, Beweidung entstanden sind.
Diese Art der Bewirtschaftung über Jahrhunderte hat die Region zu einem Hotspot seltener Tier- und Pflanzenarten gemacht.
Heutzutage sind diese traditionellen Bewirtschaftungsmethoden aus der Mode gekommen und unrentabel, aber dennoch unerlässlich für den Erhalt von heimischen Arten und der regionalen Biodiversität.
Viele Pflanzen sind auf eine schonende Mahd per Hand am Ende des Sommers angewiesen, da sie, wie z.B. Arnika, ihre Blätter in Rosettenform direkt am Boden haben und sonst im Schatten konkurrenzstarker Arten eingehen würden. Aber auch andere besondere Arten wie der Blaue Tarant, das fleischfressende Fettkraut oder der extrem gefährdete Klaffende Eisenhut kann man auf den von uns bearbeiteten artenreichen Bergwiesen finden.
Begonnen hat die Woche mit einer entspannten Anreise im Zug der 15 Teilnehmenden und einer kleinen Wanderung vom Bahnhof zur Pension. Dieses Jahr kamen wir im Eschenhof unter, welcher nach dem wohl typischsten Baum des Erzgebirges der Eberesche oder auch Vogelbeerbaum benannt ist. Von dort aus starteten wir jeden Tag mit einer Wanderung zum jeweiligen Pflegeeinsatz und trafen uns zum Feierabend auf der Terrasse , um gemeinsame den Tag ausklingen zu lassen. Die Gruppe bestand corona-bedingt ausschließlich aus BUND-Mitgliedern und Ehrenamtlichen. Und dennoch war die Stimmung, anders als das wetter manchmal, ungetrübt und die Gruppe aus verschiedensten Charakteren zusammen gesetzt, was dem Spaß keines Wegs schlecht bekommen ist. Im Gegenteil, es kam zu einem spannenden und anregenden Austausch von Meinungen und Perspektiven und doch hatten alle für eine Woche das gleiche Ziel, wuchsen schnell zu einer Gemeinschaft zusammen und genossen die frische Bergluft.
Die ersten beiden Tage widmeten wir uns einem Kalkpionierrasen in einem alten Steinbruch, welcher einer der größten in Sachsen ist. Diesen befreiten wir mit vereinten Kräften und Spitzhacken vor dem Verwalden mit Büschen und jungen Bäumen, die den Erhalt des Rasens gefährdeten, und mit ihm seltene Arten wie den Mondrautenfarn, die Natternzunge oder wilde Orchideen. Wer länger keinen Sport mehr gemacht hat, kam auf jeden Fall ins Schwitzen, aber das Gefühl im Feierabend, etwas Gutes getan zu haben und der deutlich sichtbare Fortschritt schon nach Stunden, entlohnen dafür sehr gut.
Außerdem gab es am Mittwoch einen Pflegeeinsatz-freien-Tag, welchen wir in Rittersgrün auf dem Bio-Bauernhof Nestler verbrachten, wo wir herzlich empfangen und durch den Hof geführt wurden. Mit der Bäuerin sammelten wir Kräuter auf den umliegenden Wiesen und durften einige tolle Wildkräuter-Rezepten probieren. Den Tag vollendeten wir mit einer Wanderung auf den Fichtelberg und wurden mit einem phänomenalen Ausblick belohnt.
Am Donnerstag ging es dann endlich an die Sensen im Zechengrund. Wir lernten die Benutzung der traditionellen Werkzeuge von einem sehr geduldigen und humorvollen Sensenlehrer, der einem nicht nur die Technik, sondern auch die Motivation mit auf den Weg gibt.
Eine der wichtigsten Erkenntnisse fürs Sensen war, dass man auch mit wenig Kraftaufwand sehr viel erreichen kann, wenn man nur die Ruhe und den Schwung hat. Als wir dann am Freitag unsere Fähigkeiten mit der Sense etwas gefestigt hatten und man so langsam in den Rhythmus kam, war die Woche auch schon wieder rum und zwei wertvolle Standorte gemäht.
Die Zeit verging rasend schnell und diese Woche in der Natur und an der frischen Luft wird den Teilnehmenden noch Lange im Gedächtnis bleiben. Trotz einiger Regenmomentebekamen alle nochmal eine große Ladung Sonne und Hochsommerbräune ab.
Wir bedanken uns bei Allen, die das NatUrsprungcamp 2020 möglich gemacht haben und an freuen uns auf nächstes Jahr.
Vielleicht habt auch ihr Lust teilzunehmen und im Erzgebirge den Stadttrubel und die Allgegenwart des Smartphones zu entkommen und auch noch der regionalen und seltenen Flora und Fauna zu helfen. Wir freuen uns auf euch!