Regionalgruppe Dresden

24.11.2019: Erfolgreicher Projektstart

Viele Menschen sitzen in Stuhlreihen in einem Raum. BUND Dresden

Am 24. November 2019 lud das Projektteam zum Kick-off der „Woche des guten Lebens“ in den Club Kwang Lee auf der Görlitzer Straße ein. Etwa 80 Neustädter:innen sind der Einladung gefolgt und nutzten die Gelegenheit, etwas mehr über das Projekt zu erfahren und die Macher:innen kennenzulernen.

Der Projektauftakt sollte vor allem dazu dienen, mögliche Herausforderungen der Anwohner:innen und Gewerbetreibenden in Bezug auf eine Woche ohne motorisierten Individualverkehr in Erfahrung zu bringen. Hierfür gab es fünf Thementische, an denen Fragen gestellt, Bedürfnisse benannt und persönliche Bedenken geäußert werden konnten.

Diskussionsrunden an Thementischen

Thema 1: Private Mobilität –alternative Angebote

Im Bereich private Mobilität stellten die Teilnehmenden hauptsächlich Fragen zum Lastentransport für größere Einkäufe oder private Umzüge sowie zum Rettungs- und Lieferverkehr. Außerdem wurde diskutiert, ob und wie Dienstleister:innen wie Paketzustelldiensten, Pflegediensten oder der Stadtreinigung die Durchfahrt erlaubt bleibt. Auch die Erreichbarkeit privater Stellplätze und Tiefgaragen wurde diskutiert.

Die Lösungsansätze waren vielfältig. Private Lasten können demzufolge gut mit Lastenrädern oder Bollerwagen transportiert werden. Ein Quartierbus sorgt für eine bessere ÖPNV-Anbindung. Die Teilnehmenden hielten es darüber hinaus für möglich, die Zufahrten zu privaten Stellplätzen und Tiefgaragen freizuhalten.

Offen blieb die Frage, ob Carsharing-Angebote im Stadtteil genutzt werden dürfen. Eventuell könnten diese in Schrittgeschwindigkeit auch während der „Woche des guten Lebens“ fahren.

Für Rettungsdienste und gewerblichen Lieferverkehr hingegen braucht es weitreichendere Lösungen.

 

Thema 2: Private Mobilität -Parkplatzthematik

In der Diskussion über die Parkplatzsituation wurden die Bedürfnisse, im Bedarfsfall schnell sein Auto zu erreichen sowie die privaten PKW auf einem sicheren Stellplatz zu wissen, geäußert. Einige Neustädter:innen nutzen private (Tiefgaragen-) Stellplätze. Offen blieb in der Diskussion die Frage, ob und wie die Zufahrt zu privaten und öffentlichen Tiefgaragen gewährleistet sein kann, beziehungsweise ob die Nutzung unter bestimmten Bedingungen möglich ist. Ein Lösungsvorschlag war die Idee, ein Park & Ride-System einzurichten. Auch verschiedene Ausweichparkflächen wurden diskutiert.

Herausfordernd könne die Situation für Pendler:innen sowie für Eltern, die ihre Kinder zur Schule oder zur Kita bringen, sein. Außerdem wurde die Parkplatzsituation durch Langzeitparker:innen als herausfordernd benannt. Vielleicht ließen diese sich überzeugen, etwas abseits gelegenere Parkplätze zu nutzen. Dafür könnten für Menschen mit Beeinträchtigungen näher gelegene Parkplätze vorgehalten werden.

Außerdem kam die Frage auf, ob Teilautos in der „Woche des guten Lebens“ im Bereich der Äußeren Neustadt stehen bleiben oder genutzt werden dürfen.

 

Thema 3: Gewerbliche Nahversorgung

Die Diskussion zur gewerblichen Nahversorgung war ebenfalls sehr konstruktiv. Fest steht: Die gewerbliche Nahversorgung muss auf jeden Fall sichergestellt sein. Auch in einer Woche, in der alternative Mobilität ausgetestet werden darf, sollte es Lieferzeiten geben, in denen gewerblicher Autoverkehr erlaubt ist. Auch per Lastenrad oder sogar via Tram könnte eine Belieferung sichergestellt werden.

Paketlieferdienste können Paketstationen nutzen. Mittagsverpflegung könnte mittels E-Bike verteilt werden. Gäste könnten mit Shuttles oder Rikschas zu ihren Unterkünften gebracht werden.

Eine Umstellung der Logistik für den Zeitraum der „Woche des guten Lebens“ ist auf jeden Fall nötig. Daher sollten Gewerbetreibende auf jeden Fall frühzeitig persönlich informiert werden und inhaltlich eingebunden sein. Denkbar ist zudem eine eigene Info-Veranstaltung explizit für Gewerbetreibende und ein eigener FAQ-Bereich auf der Website.

 

Thema 4: Straßengestaltung

Wie sieht die Straße ohne Autos aus? Sicher gibt es ganz unterschiedliche Vorstellungen dazu. Die Herausforderung ist, diese zu vereinen. Ein Wunsch war, auch Kinder bei der Planung der Straßengestaltung zu beteiligen. Wie genau die Straßen gestaltet werden, entscheiden am Ende die Anwohner:innen selbst. Eine Gestaltungsmöglichkeit ist es, Kunst auf die Straße zu bringen. Natürlich müsste vorab geklärt werden, in welchem gesetzlichen Rahmen die Anwohner:innen sich hierbei bewegen dürfen. Beispielsweise könne exemplarisch veranschaulicht werden, wie man zukünftig eine autofreie Stadt erschaffen kann. Auch die Schwierigkeiten, sich barrierefrei mit Rollstuhl oder Kinderwagen in der Äußeren Neustadt zu bewegen, Können künstlerisch dargestellt werden. In der Diskussion kam zudem der Wunsch auf, verschiedene Initiativen einzubinden, die bereits Erfahrungen mit Urban Gardening, Street Art oder ähnlichen Aktionen haben, so dass die entstandenen Projekte auch nach der „Woche des guten Lebens“ erhalten bleiben können.

Einige Fragen müssen noch geklärt werden: Können Kunstinstallationen über Nacht draußen stehen bleiben oder müssen die Kunstschaffenden Angst vor Vandalismus haben?

Dürfen kommerzielle Mobilitätsdienstleistende Ideen für eine Mobilität der Zukunft präsentieren? Wie wird mit entstehendem Müll oder Schrott umgegangen?

 

Thema 5: Nachbarschaftliche Zusammenarbeit

Wie schaffen wir es, alle Beteiligten auf Augenhöhe zu erreichen? Die Äußere Neustadt ist ein sehr heterogenes Viertel. Junge Familien leben hier genauso, wie Studierende oder alte Menschen. Daher braucht es auch unterschiedliche Formen der Ansprache. Aushänge in Supermärkten oder Arztpraxen, Anzeigen in Zeitungen oder dem Amtsblatt sind genauso wichtig wie regelmäßige Infostände und Bürgerversammlungen. Vernetzungstreffen sollten an unterschiedlichen Orten und zu unterschiedlichen Zeiten stattfinden. Eltern erreicht man am besten nachmittags auf dem Spielplatz, wohingegen sich Abendveranstaltungen für manche Berufstätige besser einrichten lassen. Auch Schulen und Kitas sollten einbezogen werden, um alle Menschen gleichermaßen erreichen zu können. Insgesamt war in der Diskussion Konsens, dass doch am Schluss bleibt: nichts muss, alles kann - auch, dass es Menschen gibt, die sich nicht beteiligen wollen, muss akzeptiert werden.

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